Von Kristiansand nach Kristiansund

Fjord-Norwegen

9. Juni bis 27. Juni 2002
Lothar und Gerda Göhler

Nachdem wir auf unsere Reise zum Nordkap im vergangenen Jahr in fünf Wochen über 9000 Kilometer zurückgelegt hatten, wollen wir nun Fjordnorwegen erkunden. 
So hielt uns am Montagvormittag kurz nach 9 Uhr nichts mehr zurück und der vollgepackte Malibu rollte Richtung Norden. Über die Autobahn Kassel-Hannover ließen wir Hamburg links liegen und folgten den Schildern Richtung Lübeck. Bei der Ausfahrt Hammoor zweigten wir auf die B 404 ab und kamen nach 65 Kilometer nach Plön, eine kleine Stadt inmitten des Plöner Sees. 

Zunächst machten wir eine Besichtigung des Zentrums mit Fußgängerzone, großem Kirchplatz, Schloss und Uferpromenade um uns dann gegen 17 Uhr auf dem Campingplatz „Naturcamping Spitzenort“ einzumieten. Leider war bedeckter Himmel und der romantische Sonnenuntergang über dem Plöner See fiel aus. Gegen 20 Uhr mussten wir das Bett zurecht machen, denn die Urlaubsmüdigkeit setzte uns gewaltig zu.

Dienstag 12.Juni. Gut erholt und ausgeschlafen genießen wir im sauberen Sanitärgebäude die warmen Duschen und danach unser Bordfrühstück. Bei schönem Wetter geht die Reise weiter über Flensburg zur Landesgrenze und dann sind wir in Dänemark. Eigenartiger Weise stehen hier noch dänische Grenzbeamte auf der Straße und haben vor uns ein Auto mit roten Nummerschildern herausgewinkt. 

Wir mussten nun das Autobahntempo auf dänische 110 km/h drosseln. Es lagen noch 475 Kilometer vor uns bis zur Nordküste Jütlands. Unterwegs haben wir bei einigen Rasthäusern gehalten und auf Kurzwelle den Sieg der deutschen Fußballelf mitverfolgt. 

Um 17 Uhr waren wir in Hirtshals. Die Straße führte direkt zum Hafengelände, wo uns das Gebäude der „Color Line“ sofort ins Auge fiel. Wir schwenkten aber nach links ab und statteten zuerst dem kleinen Städchen einen Besuch ab, wobei wir uns auch bei Aldi mit Proviant eindeckten. 

Der Campingplatz „Hirtshals Camping“ am Leuchtturm war leicht zu finden und nachdem wir uns bei der deutschsprechenden Verwalterin angemeldet hatten, stehen wir nun in windgeschützter Lage auf einer kleinen Anhöhe mit weitem Blick über das Skagerrak. Lothar macht einen Abendspaziergang zu den Dünen und besichtigt die dortige Bunkeranlage der deutschen Wehrmacht, die als Teil des Atlantikwalls in die Landschaft betoniert wurde. 

Der Himmel ist leicht bewölkt und um 22 Uhr ging die Sonne baden. 

Mittwoch 13. Juni. Die Morgensonne scheint auf dem Frühstückstisch, die dänischen Semmeln zu je 8 Kronen (57 Cent) sind groß und knusprig und dazu der weite Blick über das Meer, Urlauberherz was willst du mehr. Bis 10 Uhr haben wir zu tun, um den Malibu seetüchtig zu machen, dann fahren wir in die City und machen noch einen kleinen Einkaufsbummel. 

Gegen 12 Uhr zieht es uns dann endgültig zum Hafengelände, denn um 13.45 Uhr heißt es „Leinen los.“ Am „Color Lines Terminal“ haben wir die Lage gepeilt und dann am Abfertigungsschalter die Tickes geholt. Der Malibu wartete in Sichtweite des Schalterbeamten, der uns erst nach einigem zögern glaubte, das der Malibu in die Kategorie bis 2,30 m Höhe gehört. In Wirklichkeit ist er 2,32 m hoch, aber so haben wir 60 Euro gespart. 

Wir haben also nur 110 Euro für die Überfahrt mit der Hochseefähre „Christian IV“ bezahlt. Es war der vorletzte Tag vor der Hauptsaison mit Rentner Rabatt. Im Hafen lag auch noch die „Color Line“ Express Fähre „Anna“, die laut unseren Informationen nur Pkw mitnimmt, nun aber auch Wohnmobile mit an Bord nahm. Wir hatten noch Zeit, standen in Reihe 11 und machten ein gemütliches Mittagspicknick, ehe der Schiffskoloss „Christian IV“ an der Anlegestelle vertäut wurde. Wir kamen mit den ersten Fahrzeugen an Bord. 

Im 3. Stock, im Bug des Schiffes parkten wir zwischen zwei Brummis ein und fuhren mit dem Lift in den 9. Stock um das Ablegmanöver zu verfolgen. Mit zehnminütiger Verspätung legte das Schiff ab und Hirtshals mit Leuchtturm und Campingplatz entschwand unseren Blicken. 

Nachdem der Wind ganz schön durch die Pullover blies, zogen wir uns in das Innere zurück um im „Colorama Dancing“ auf einer großen Leinwand das WM-Spiel Spanien gegen Südafrika anzusehen, das die Spanier schließlich 3:2 gewannen. Dazu genehmigte wir uns einen Irisch Coffee und so erreichten wir bei ruhiger See (abgesehen von einem ziemlich lauten Gewitter) um 18.15 Uhr planmäßig Kristiansand im Süden Norwegens. 

Die Sonne steht noch hoch am Himmel und wir fahren mit dem Tross aus dem Schiffsrumpf stadtauswärts in westlicher Richtung. Unser Übernachtungsziel ist Linsenes, ca. 95 km entfernt. Zunächst fesseln uns die herrliche Berglandschaft mit den unzähligen Seen, Fjorde und Flüsse. 

Im Gegensatz zum Flachland Dänemark ist Norwegen einzigartig mit Naturschönheiten gesegnet. Kleine Städte, einzelne Häuser und Bauernhöfe mit ihrem falunroten Anstrich schmiegen sich in ihre Umgebung ein und nach jeder Kurve gibt es neue, romantische Szenerien. 

Den Campingplatz in Linsenes erreichen wir nach 20 Uhr, unterwegs hatten wir uns noch ein Stück verfahren, weil die Karte nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Es war noch taghell und wir machten mit einem roten VW Bus und einigen weißen Großraum-Linern die Runde in diesem idyllischen Wiesengelände voll, das von Felsformationen und einem Zugang zum Meer geprägt war.

Den ersten Abend in Norwegen feierten wir italienisch mit Spagetti und Rotwein. Danach haben wir noch bis 23 Uhr bei Tageslicht Zeitung gelesen. 

Zwischendurch besprühte Lothar die klitzekleinen Mikromücken die uns ärgern wollten und dann haben wir in himmlischer Ruhe geschlafen, bis uns um 6 Uhr ein gewaltiger Donnerschlag weckte und Regen auf das Dach prasselte. Aber in unserer Festung haben wir noch bis 8 Uhr gepennt und sind dann in Gummistiefeln zur Morgentoilette in die rote Sanitär-Hytta geschritten. Allerdings hatte der Blitz die Elektrik lahm gelegt und so konnte die große Reinigung erst eine Stunde später stattfinden. 

Als am späten Vormittag die Sonne wieder schien, zogen wir weiter. 

Erst haben wir uns den naheliegenden, südlichsten Punkt Norwegens mit einem Leuchtturm und etlichen Überbleibseln aus dem Krieg angesehen um dann zurück auf die E 39 zu fahren. 

Bei Flekkefjord wechselten wir auf die Küstenstraße 44 und eine atemberaubende Landschaft tat sich auf. Wild und eigenartig. 

Tiefe Schluchten erinnern an den „Grand Canyon“, jedoch mit runden und glatten Felsen, wenig grün und immer wieder Buchten und Fjorde. Ab Egersund dann liebliche Motive mit viel Wald und Wiesen, zwischen tiefblauen und grünem Wasser und dazwischen hohe Berge. 

Am Jessing-Fjord, in dem im 2. Weltkrieg die Engländer ein deutsches Schiff gekapert hatten, schauen wir uns die Info-Tafeln darüber an. Das deutsche Versorgungsschiff „Altmark“ hatte englische Seeleute an Bord, die von den Schiffen stammten, die das deutsche Panzerschiff „Admiral Graf Spee“ versenkt hatte. Ein englischer Kreuzer drang am 16.2.1940 in die neutralen, norwegischen Hoheitsgewässer ein und befreite die englischen Kriegsgefangenen. Dabei kamen sieben deutsche Seeleute ums Leben. 

Gegen Abend näherten wir uns Stavanger. Die viertgrößte Stadt Norwegens war unser Etappenziel. Bei der Stadt Sandnes mussten wir schon mal 10 Kronen an der „Bom-Station“ (Straßenzoll) löhnen um weiter auf der „44“ fahren zu können und bis Stavanger folgten nochmals zwei Stationen, die wir aber ignorierten, da wir meinten, einmal zahlen ist genug. Wie wir später gehört haben, hätte man überall zahlen sollen, da jede Vorstadt ihren eigenen Straßenzoll verlangt aber bei Touristen gibt es kein Nachspiel. 

Der städtische Campingplatz von Stavanger war gut ausgeschildert und wir hatten genug Platz auf der grünen Wiese. Für 140 NOK Übernachtungsgebühr gab es ausreichend Toiletten und Einzelwaschkabinen. Die Duschen kosteten 10 Kronen extra. Aber in der Küche gab es nur ein Spülbecken und der Andrang war groß. 
Bevor der Abendregen einsetzte war der Abwasch erledigt und ein schöner Tag ging zu Ende.

Freitag 14. Juni. Der leichte Nieselregen hatte aufgehört und so konnten wir bei Sonnenschein Stavanger besichtigen. 

Nach dem 3. Kreisverkehr rechts und durch den Straßentunnel gelangten wir problemlos zum Hafengelände, wo wir den Malibu parken wollten. Erst sah es zappenduster für uns aus, aber nach mehrmaligem Anlauf konnten wir in der Nähe des Ölmuseums einen Platz finden und auch die Parkuhr bedienen. 

Nun ging’s auf Entdeckungsreise. Zuerst stellten wir fest, dass Festvorbereitungen im Gange waren, denn an einigen Plätzen wurden Showbühnen aufgebaut und einige Orchester übten schon fleißig. Durch ein kunterbuntes Einkaufsviertel gelangten wir bergauf zur Domkirche mit den bunten Glasfenstern. Das Gotteshaus hat noch die ursprünglichen Mauern und ist natürlich in einem ehrwürdigen Alter (erbaut 1125) was die Besonderheit ausmacht. Den Altstadtkern mit seinen alten Häusern konnten wir nicht lange besichtigen, da unsere Parkzeit ablief. Auf einem Gemüsemarkt, bei dem Erdbeeren für 25 Kronen der Renner waren, kauften wir Blumenkohl und Radieschen, die sicher einige Stunden vorher noch auf den Beeten waren. 

Dann bestiegen wir wieder unseren Malibu und ohne Hektik und Schwierigkeiten fanden wir wieder den „Tunnelen“, der uns auf die „13“ nach Sandnes und Lauvvik führte. Dort setzten wir mit der Fähre nach Oanes über, um den Lysefjord zu folgen, an dem der bekannte Preikestolen liegt. 

Ein Fels, mit einer senkrechten Abbruchkante, die 600 Meter tief in den Fjord führt. Mutige Touristen robben auf dem Bauch bis zur Kante oder lassen die Beine über den Abgrund baumeln. Da wir aber weder mutig noch lebensmüde sind, haben wir dieses Abenteuer ausfallen lassen und sind weiter auf der schmalen Straße durch viele Tunnel gefahren um dann bei Ordal einen kleinen Abstecher zu machen. Wir besuchen eine alte Holzkirche, bei der innen jeder freie Raum bemalt und mit Schnitzereien bedeckt war. Zuerst hatten wir Probleme mit dem Türschloss, bis Lothar feststellte, das der große Türschlüssel zum aufsperren nach rechts gedreht werden musste. Nach kurzer Zeit kam ein älteres Ehepaar um ebenfalls das Kirchlein zu besichtigen. Wir haben uns unterhalten und erfahren, dass der Mann Norweger und die Frau aus Deutschland war, also war die Verständigung kein Problem. Allerdings wohnte die Frau schon seit 40 Jahren in Norwegen. 

Einige Kilometer später gab es eine Fjordüberquerung und bevor wir unseren Übernachtungsplatz in Sand aufsuchten, haben wir uns noch den Sandfossen angeschaut, bei dem der Fluss als Katarakt herunterschäumt und mit einer Lachstreppe ausgestattet ist.

Dann gab es zum Abendessen Blumenkohl und Kartoffel und nach dem umständlichen Abwaschen habe ich Lothars Missfallen ausgelöst, da ich zu lange rumgetrödelt habe (mit einer Deutschen geratscht). Nun ist es 23.30 Uhr geworden, über den Bergen liegt die Dämmerung die bis zum Morgen anhält und dann hoffentlich wieder der Sonne Platz macht.

Samstag 15. Juni. Ein Regentag. Um 10 Uhr fahren wir in Sand weg und auf der schmalen 13er entlang des Suldalsvatnet durch dutzende von Tunnels. Immer eng an den Felswänden entlang, erreichen wir das Skigebiet Röldalsvatnet mit Restschneeflächen aus der Wintersaison. Wir kommen zum Latefossen der als Zwillingswasserfall auf zwei Bahnen herabstürzt und dabei auch die Straße mit Wasserstaub überschüttet. 

Der nächste größere Ort war nun Odda und wir deckten uns im Co-op Supermarkt mit vielen guten Sachen für das Wochenende ein. Das Angebot war groß, vor allem an Frischfleisch und Fisch. Bevor wir uns eine Mittagspause gönnten, legten wir noch 45 Kilometer links des Sörfjord zurück um bei Utne an den Fähranleger zu kommen. Allerdings fuhr uns die Fähre vor der Nase weg, was uns aber nicht weiter störte und wir die Zwischenzeit bis zur nächsten Überfahrt mit einem ausgiebigen Picknick ausfüllten. 

Nach einer 40 Minuten Überfahrt nach Kvanndal führte uns die zum Teil sehr enge Straße „7“ entlang des bekannten Hardangerfjord. Zwischen Straße und den Bergen gab es Apfel- und Kirschplantagen und die waren sicher für die Einkaufsmärkte bestimmt. 

Die nächste Attraktion erwartete uns dann beim Ort Nörrheimsund. Der riesige Wasserfall Steinsdalen kann von hinten besichtigt werden, das heißt, wir steigen auf einem schmalen Pfad bis hinter dem Wasserfall, der über einen großen Felsvorsprung rauscht. Wir stehen dahinter ohne nass zu werden und bewundern dieses Schauspiel. Verständigen konnten wir uns nur durch Zeichensprache, da das Rauschen des Wassers zu laut war. 

Danach legten wir mit Quarkschnecken von Co-op erst einmal eine Kaffeepause ein, und der Regen trommelte dazu ohne Unterlass auf unser Hausdach. Auf der Weiterfahrt sahen wir in einer Skiregion unzählige Skihütten, welche wohl hauptsächlich von Langläufern aus der Gegend von Bergen zum Wintersport genützt werden. 

Nach dem letzten der vielen Tunnels auf der E 16 bogen wir links ab auf die 580 und folgten den Hinweisschildern Haugland zum Campingplatz Lone, der sich hinter einer Tankstelle bis hinunter zum Seeufer zog. Zum Glück fanden wir noch einen Stellplatz auf dem Schotterstück, denn die Rasenflächen sind nur mit Gummistiefel zu betreten und der Dauerregen lässt sich nur in der Geborgenheit des Malibu ertragen. Hoffentlich wird morgen das Sonntagswetter schöner, denn schließlich wollen wir Bergen besichtigen ohne nass zu werden.

Sonntag 16. Juni. Um 8 Uhr wecken, es nieselt immer noch. Wir haben uns Duschmarken und warme Hefeschnecken besorgt, Frühstück gemacht und nach ausgiebiger Säuberung von Bodys, Geschirr und Malibu suchten wir uns den Weg nach Bergen, eine der bekanntesten Städte Norwegens. 

Nachdem es Sonntag war stand an der Bom-Station „gratis“ und so hatten wir schon wieder etwas gespart. Wir kamen problemlos zum Hafen und fanden auch nach einigem Suchen einen Parkplatz mit Parkuhr und ebenfalls „gratis“. Ein herrlicher Anblick auf die andere Seite des Hafens waren die berühmten Giebelhäuser von Bryggen, denen wir uns über den Fischmarkt näherten. Da gerade Mittagszeit war, genehmigten wir uns belegte Lachsbrötchen, garniert mit Salatblatt und ein paar Krabben zum stolzen „Pris“ von je 35 Kronen (4,90 €). Es gab vielerlei Fisch und Meeresgetier zu sehen und zum Teil auch lebend zu kaufen, für uns Binnenländer eine interessante Sache. 

Danach haben wir uns die „Bryggen“, die berühmte Giebelfront der Handelshäuser angesehen und festgestellt, dass sie total aus Holz und durch Hauseingänge jeweils geteilt waren. Auch in diesen Durchgängen gab es Läden und Gaststätten. Im Mittelalter waren hier Waren gelagert, die mit den Schiffen ankamen. Diese Straßenzeile ist das bekannteste Wahrzeichen von Bergen und ziert jede zweite Postkarte.

Das Wetter war inzwischen freundlich und trocken und so marschierten wir zur Talstation der „Flöibanen“, eine Standseilbahn, die uns in 10 Minuten auf den 320 Meter hohen „Flöien-Berg“ hinaufhievt. Ein lohnender Ausflug, denn von diesem schönen Aussichtspunkt kann man die ganze Stadt mit ihrer Fjord- und Insellandschaft überblicken. 

Gegen 14 Uhr haben wir unsere Visite beendet und sind dann auf der E 16 Richtung Oslo stadtauswärts gefahren. Lothar hatte erst seine Zweifel aber schließlich waren wir auf dem richtigen Weg nach Voss. Die Berge wurden immer höher und ein Tunnel reihte sich an das andere, der längste davon war vor Flom mit 11,4 Kilometer. Gegen 18 Uhr erreichten wir unser Tagesziel Flom. Ein herrlicher Anblick, das Tal mit dem Campingplatz, der Fjord mit dem Fähranleger und die Hauptattraktion, die Talstation der weltberühmten Flom-Bahn. Der freundliche Mann in der Rezeption wies uns einen schönen Stellplatz zu, der nicht weit von dem fast neuen, blitzblanken Sanitärgebäude lag. Ringsum Natur pur. Wasserfälle, Blumen, Obstbäume und gewaltige Bergriesen, schöner kann es im Paradies auch nicht gewesen sein. Wir freuen uns auf morgen, um mit der Flom-Bahn Neues zu entdecken. 

Im Moment steht noch der Abwasch an und somit ist heute Schluss mit der Schreiberei. Es ist zwar noch taghell aber es ist schon nach 22 Uhr.

Montag 17. Juni. Ein Regentag. Um 9.50 Uhr fuhren wir mit der Flom-Bahn in einer knappen Stunde hinauf nach Myrdal. Diese Strecke führt vom Fjord mit 18 Kilometer Länge auf 866 Meter Höhe und sie wird fast ausschließlich von Touristen benützt. 

Die Fahrt kostete hin- und zurück 410 NKR (66,40 €). Der nur mäßig besetzte Zug wurde von zwei deutschen Borsigloks gezogen und geschoben und es eröffneten sich fortwährend neue Ausblicke. Durch 20 Tunnels und einigen Galerien gab es Wasserfälle, Wildbäche, Wiesen und Bauernhöfe und zum Teil schneebedeckte Berge zu sehen. 

Die Attraktion dieser Strecke war der gewaltige Wasserfall „Kjosfossen“ nach dem Aklitunnel. Der Zug hielt fünf Minuten an und man konnte auf eine Plattform aussteigen. 

Nun bot sich ein Schauspiel wie auf einer Opernbühne. Inmitten der weißen Gischt des Wassers kam auf einer Felsformation, auf der auch eine Ruine stand, eine Frau zum Vorschein, die mit wallenden, roten Kleid zu dem „Huldra Song“ der aus Lautsprechern kam, in anmutigen Bewegungen vor dieser einmaligen Kulisse tanzte und danach wie in einer Versenkung verschwand. 

Nach unseren Recherchen waren es zwei Damen in gleicher Größe und Gewandung, denn sie waren abwechselnd auf verschiedenen Positionen zu sehen. 

Auf der Weiterfahrt ging es durch einen spiralförmigen Tunnel, wobei der Zug an den in die Felsen gesprengten Aussichtspunkten ganz langsam vorbeifuhr. Der Bahnhof von Myrdal, an dem die Strecke Oslo-Bergen vorbeiführt, lag einsam im Hochgebirge, es regnete nun etwas mehr und wir hielten uns im freundlichen und warmen Bahnhofsgebäude auf. Neben dem Fahrkartenschalter gab es einen Souvenirladen, einen Warteraum mit robustem Mobiliar und eine Theke mit allerlei guten und teuren Sachen. So kostete ein halber Liter Bier 54 Kronen, das sind 7,55 Euro. Wir kauften uns kalte, weiche Waffeln mit Himbeermarmelade und Sauerrahm und dazu „schönen, heißen Kaffee“. 

Nach einer Stunde Wartezeit fuhren wir wieder abwärts und konnten nochmals am Wasserfall das grandiose Schauspiel erleben. Wir hatten uns in weiser Voraussicht den richtigen Wagen und die richtige Seite ausgesucht und konnten so ohne in den Regen auszusteigen, vom geöffneten Fenster aus den „Huldra Song“ nochmals filmen. 

Den Nachmittag verbrachten wir im Malibu bei Kaffee und Kuchen, Kreuzworträtsel, Roman lesen, schlafen und nach dem Abendessen mit Würstel, Salzkartoffeln und Erbsen/Möhren Gemüse ging wieder ein erlebnisreicher Tag zu Ende.

Dienstag 18. Juni. Es regnet immer noch! Der Campingplatz Flom öffnet seinen Kiosk erst um 8 Uhr und so haben wir auf frische Semmeln zum Frühstück verzichtet und Handelshof-Vollkornbrot gegessen. Um 9 Uhr fuhr das Ausflugsschiff, mit dem wir den Sognetfjord bis Gudwangen und zurück befahren wollten ab und so hatten wir zu tun um mit allem fertig zu werden, denn auch der Malibu musste seinen Platz wechseln und auf dem Fährhafengelände warten, bis wir nach vier Stunden wieder zurück sind. 

Der Regen hat aufgehört und mit unserem 410 Kronen Ticket haben wir den besten Aussichtspunkt im Salon in Beschlag genommen, ehe es den anderen Passagieren auf dem Sonnendeck zu kühl wurde. Zwischen hohe Felsen zwängte sich das Fjordschiff hindurch. 

Dazwischen gab es den Bauernhof „Stiege“ zu sehen, der jetzt noch bewirtschaftet ist und der nur über Leitern zu erreichen ist. Wenn sich ungebetene Gäste näherten wurden die Leitern einfach hochgezogen. Robben und Killerwale ließen sich im Fjord allerdings nicht blicken, dafür gab es bunte Ruderboote, die ich aus der Ferne als Papageientaucher einstufte. 

Am Fjordende hatten wir 30 Minuten Aufenthalt und nahmen zwei Busladungen Japaner und eine Busbesatzung aus Finsterwalde an Bord. Die kleinen, quirligen Japaner hatten sicher schon einige Strapazen hinter sich, denn als sie die Imbisstheke fast leer gekauft hatten, übermannte manchen der Schlaf. Ein junges Pärchen neben uns war auch selig entschlummert wobei der junge Mann seinen Kaffeebecher fest umklammerte und mit der Nase dem Becherrand schon gefährlich nahe war. 

Wir haben uns gut amüsiert und auch mit einigen Damen aus Finsterwalde angenehm unterhalten. 

Das Wetter hatte sich wieder verschlechtert und als wir in Flom aus dem Schiff stiegen, half nur noch der Regenschirm. Unser guter Malibu stand nicht weit entfernt und wir konnten heißen Kaffee aus unserer Thermoskanne mit Norweger-Marzipankuchen in heimeliger Umgebung genießen.

Nach einem kurzen Einkaufstrip im Co-op nebenan machten wir uns auf den Weg nach Laerdal. 

Von Aurland, in dem wir uns die alte Steinkirche aus dem Jahr 1202 angesehen haben, führt ein 24,5 Kilometer!! langer Tunnel nach Laerdal. 

Wir wollten aber die alte Schneestraße fahren, die in die Schneeregion führte. Die Wintersperre war erst vor wenigen Wochen aufgehoben worden. Wir fuhren bei Regen und Nebel durch zum Teil meterhohe Schneewände und in den Seen trieben kleine Eisberge. Bei Sonne wäre diese karge, baumlose Tundralandschaft bestimmt noch reizvoller gewesen. 

Auf der 43 Kilometer langen, engen Bergstrecke, auf der immer wieder Ausweichstellen vorhanden waren, begegneten uns ganze drei Autos. 
In Laerdal, das ebenfalls am Sognetfjord liegt, fiel uns gleich der gepflegte Campingplatz „Laerdal Ferie-og Fritidspark“ auf, in dem wir uns für 135 Kronen einquartierten. Es scheint alles neu zu sein, auch die zwei Küchen mit blitzblanken Cromargan-Spülen die einem den Abwasch fast zum Vergnügen werden lassen. 

Mittwoch 19. Juni. Ein neuer Regentag. Unser heutiger Tagestrip begann mit einer Kurzvisite in Laerdalsöryri. Wir haben uns den Ortskern mit den alten Holzhäusern angeschaut und im neuen Geschäftsviertel in einem Co-op Mineralwasser, Brot, Joghurt und Knabberzeug gekauft. Dann ging es auf der 5 Richtung Kaupanger. Nach dem Fodnestunnel setzten wir mit der Autofähre von Fodnes nach Mannheller über. In Kaupanger sahen wir die Hinweisschilder zur Stabkirche, die wir auch mühelos fanden, dann aber nur äußerlich betrachteten, denn davor stand ein Wächter und wollte pro Person 60 Kronen (8,40 €) Eintritt und ein Kirchenbesuch sollte eigentlich frei sein. 

Die nächste Stadt war Sogndalsfjöra und nach dem Frudalstunnel kamen wir in die Gletscherregion um Jostedal. Bei Fjaerland bezahlten wir 150 Kronen an der Bom-Station und hatten dann viele Möglichkeiten, einige Ausläufer des gewaltigen Jostedalsbreen-Gletschers aufzusuchen. 

Den Supphellebren fanden wir nach 11 Kilometer am Ende einer schmalen Straße. Das Blau des Gletschers leuchtete aus dem Grau der Regenwolken. Aus dem Schneefeld darunter speisten viele Rinnsale einen kleinen See, der sich dann als Wildbach durch saftige grüne Wiesen fortsetzte. 

Wieder zurück auf unserer Route und über Skei und Byrkjelo kamen wir auf der kurvenreichen Passstrasse in die Skiregion Svoda und Karlstova. 
Auf einem großen Parkplatz auf der Passhöhe machten wir Kaffeepause und weil der Regen so schön auf das Dach plätscherte, legten wir uns zu einem Nachmittagsschläfchen in unsere kuscheligen Schlafsäcke und pennten bis 17 Uhr. 

Mit neuer Energie steuerten wir den nächsten Sehenswürdigkeiten entgegen. In Utvik kamen wir an den Nordfjord und wir sahen ein großes, weißes Kreuzfahrtschiff mit italienischer Flagge vorbeiziehen. Schade, das die Sonne nicht schien, aber auch so war es ein herrlicher Anblick, das majestätische Schiff auf dem grünen Fjord umrahmt von Felswänden, ein echtes Postkartenmotiv. 
Die Straße führte uns weiter um den Fjord nach Stryn und weiter auf der „15“ bis zum „Strynvaten Camping“. Eine blumenreiche Einfahrt zur Rezeption, wo uns Frau Magnhild Meland in gutem Deutsch willkommen hieß. Auf der Terrasse 6 haben wir einen schönen Stellplatz mit herrlichem Panoramablick auf den See und die Berge. Ringsum ist es still, die meisten Camper schlafen schon und wir werden es ihnen nachmachen.

Donnerstag 20. Juni. Die Sonne scheint und unsere Urlaubsstimmung ist wieder zuversichtlicher. Den Campingplatz Strynvaten verließen wir bereits vor 10 Uhr und fuhren einige Kilometer an dem smaragdgrünen See entlang bis uns der erste Tunnel wieder verschluckte. Die 15er stieg laufend bergan und wir waren bald im Hochgebirge mit Eis und Schnee. Es war einsam hier aber als wir nach einer langen und engen Serpentinenabfahrt den bekannten Geirangerfjord erreichten, waren wir mitten im Touristengewühle. 

Der „Geiranger“ liegt wirklich malerisch zwischen schroffen Felswänden. Wir brauchten nicht lange zu warten um mit einem Sightseeing-Schiff die ganze Länge und Schönheit dieses Fjordes kennen zulernen. Die Fahrt dauerte 1,5 Stunden und hat uns 150 Kronen gekostet. 

Die Hauptattraktionen sind sieben Wasserfälle, genannt die sieben Schwestern, die eng nebeneinander herabstürzen und gegenüber ein großer Wasserfall, genannt der Freier. Die Sage erzählt, dass jede der sieben Schwestern den Freier abblitzen ließ und er sich aus Kummer darüber dem Suff ergab. Deshalb sieht man den Fels zwischen der weißen Gischt als Flasche. Auch einige verlassene Bauernhöfe kann man an den steilen Hängen sehen. 

Auf einem davon lebte eine Familie mit 11 Kindern und die Frau trug jedes ihrer Kinder über die steilen Hänge zum Fjord um dann mit dem Kahn nach Geiranger zu kommen und dort ihr Kind taufen zu lassen. Man kann sich gut vorstellen wie mühsam für diese Menschen das Leben war. 

Im Gegensatz dazu fahren jetzt riesige Kreuzfahrtschiffe auf dieser Wasserstraße. Eines davon ist uns auch begegnet und es ist zu den kleinen Ausflugsbooten von beeindruckender Größe. 

Nach diesem Erlebnis setzten wir unsere Fahrt fort, die sogleich von Geiranger weg bergauf über die sogenannte „Adlerstraße“ führte. Über hochalpines Gebiet ging es dann hinab zum Norddalsfjord der von Eisdalen nach Linge mit einer Fähre zu überqueren ist. Wir hatten Glück, die Fähre war gerade auf unserer Seite und als wir uns bei den wartenden Fahrzeugen einreihten trafen wir auf zwei VW Busse aus unserem Landkreis mit AS-Kennzeichen und der Aufschrift: „Helmuts Norwaytours“ aus Hirschau. 

Als einer der Insassen ausstieg erkannte er uns und fiel dem Lothar gleich um den Hals. Es war der Trummer aus Hahnbach. Sein Sohn ist bekannt für sein „ Maislabyrinth“ in Hahnbach. Es gab natürlich ein großes Hallo. Diese Reisegruppe wurde von Helmut Pirner gemanagt, der das Kolpinghaus in Hirschau gepachtet hat und in Norwegen Hütten vermietet. Auf dem Trollstiegen sind wir ihnen noch mal begegnet, dann trennten sich unsere Wege. 

Nach der Überfahrt haben wir ein weiteres Highlight in Angriff genommen. Die legendäre Passstrasse „Trollstiegen“ lag vor uns. Der Clou dabei war ein Aussichtspunkt an der Passhöhe. Man musste zu Fuß über einen schmalen Pfad und am Ende über eine Holztreppe zu einer über der Felswand betonierten Aussichtsplattform absteigen von der man die Serpentinenstraße von oben bis unten verfolgen kann, die in ihrer Bauart sehenswert und einzigartig ist. 

Als wir dann in das Tal kamen, erreichten wir Andalsnes am Romsdalsfjord. Hier ist nun unser Übernachtungsplatz „Mjelva“, der dem norwegischen Automobilclub gehört, etwa zwei Kilometer außerhalb auf einer kleinen Anhöhe mit herrlicher Aussicht. Zuvor hatten wir noch bei „Rimi“ Lachskoteletts gekauft und den Malibu vollgetankt. Unser Abendessen mit Kartoffelsalat, gebratener Lachs mit Kräuterbutter war ein Gedicht und wir haben wieder mal zuviel geschlemmt. Ich habe schon mal „Carmol“ Tropfen geschluckt. Nun ist es 23 Uhr, die Sonne scheint noch immer auf die Bergspitzen und 14 Grad Wärme sind eine angenehme Temperatur für die Nachtruhe.

Freitag 21. Juni. Sommeranfang. Wir haben bis 9 Uhr geschlafen und es ist fast Mittag als wir den Camping Mjelva verlassen. Wir umfahren die östliche Spitze des Romsdalfjord auf der 64. 

Von Ofarnes nach Sölsneset setzen wir mit der Fähre über den Langfjorden über, biegen bei Rovik rechts ab und umrunden auf der großenteils ungeteerten Straße den Fanne-Fjord. Auf einem schönen, urigen Rastplatz kurz nach Kortgarden machen wir unser Mittagspicknick. Außer einem Jeep, der zu zwei Anglern gehörte und einem ausgeschlachteten Pkw war nichts zu sehen. Anscheinend war es ein guter Parkplatz für die Petrijünger, denn aus dem hohen Gras schaute ein geschnitzter in Lebensgröße zu uns herüber. 

Über Hjelset näherten wir uns der Rosenstadt Molde. Wir folgten den Hinweisschildern „Sentrum“ und fanden auch gleich einen Parkplatz. Unseren Parkausweis beschränken wir auf eine halbe Stunde und diese reichte auch aus um die Domkirche (ich war auf der Behinderten-Toilette) und das Hafengelände mit dem „Rosepiken“ (Rosenmädchen) zu besichtigen. Dann suchten und fanden wir die schmale Straße zum Aussichtspunkt „Varden“ von dem man einen gigantischen Ausblick auf Molde, die Fjorde mit vielen kleinen Inseln und laut Reiseführer auf 222 schneebedeckte Gipfel haben soll. 

Wir haben aber nicht nachgezählt. 

Die Rosenstadt Molde war auf alle Fälle einen Besuch wert. Allein der süße Duft der verschiedensten Rosenarten und das Farbenspiel der Blüten war eine Schau für sich. 

Der Himmel hatte sich aufgehellt als wir auf der 64er die Stadt verließen und Richtung Kristiansund fuhren. Leider waren wir auf dem falschen Abzweig geraten und ehe wir uns versahen waren wir in den gebührenpflichtigen Unterwasser-Tunnel eingefahren, welcher drei Kilometer unter dem Fanne-Fjord hindurchführt. Steil sinkt die Straße ab und als wir auf der anderen Seite wieder an das Tageslicht kamen, konnten wir vor der Bom-Station umdrehen und sparten dadurch 55 Kronen und auch noch die Wegstrecke, die wir ja gar nicht fahren wollten. 

Unser Ziel war nun die Atlantikstraße, eine Traumstraße der Welt, die sicher jeden Besucher fasziniert. Wie eine Wasserschlange liegt die Straße im Meer auf Inseln, Inselchen, Schären und aufgeschütteten Dämmen. Dazwischen kühne Brückenbauwerke. Einmalig schön unter dem blauen Himmel. 

Wir haben auf den Aussichtspunkten diese Landschaft in unsere Erinnerung geprägt und auch ausgiebig gefilmt, denn diese Gelegenheit wird uns sicher kein zweites Mal geboten. 

Nach einem Stück Festland erreichen wir die Fähre in Brämsnes, die uns aber nicht mehr mitnehmen konnte, da noch ein Tanklastzug darauf rangierte und selbst unser kleiner Malibu keinen Platz mehr fand. Bei der nächsten Abfahrt waren wir dafür in der Pol-Position und die große MRF Fähre beförderte uns in einer halben Stunde nach Kristiansund. An einem Anleger sahen wir die „Norway-Dream“, ein Traumschiff unter den Kreuzfahrern. 

Im Schein der Abendsonne fuhren wir von Bord, sahen den romantischen Hafen und hatten auch gleich den richtigen Stadtteil Atlanten mit dem gleichnamigen Campingplatz gefunden. Wir etablierten uns für eine Nacht und hatten den idealen Ausgangspunkt für die morgige Stadtbesichtigung von Kristiansund.

Samstag 22. Juni. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Ich gehe heute im Kurzarm T-Shirt. Wir stellen unseren Malibu am Hafen ab und sind gleich in der Fußgängerzone. Bei „Burger King“ haben wir Mittag gegessen, danach schlendern wir zum Hafen und schauen uns die vielen Kriegsschiffe (Torpedoboote, Luftkissen-Landungsboote und Zerstörer) der norwegischen Marine an, die hier angelegt haben. Die Besatzungen veranstalten gerade auf dem Pier einen Tauziehwettbewerb. 

Dann stellen wir unseren Malibu auf dem Parkplatz einer modernen Kirche ab. Sie wurde in den Nachkriegsjahren neu erbaut wie auch der größte Teil von Kristiansund, der in den Kriegsjahren 1940/45 erheblich zerstört wurde. Das Innere ziert eine riesige, bunte Glasfront hinter dem Altar. 

Nun wandern wir zum Varden, einen Aussichtsberg mit Turm von dem man einen weiten Blick über die Stadt, die Fjordlandschaft und den Atlantik hat. Bereits während der Napoleonkriege beobachtete man von hier aus den Schiffsverkehr. 
Nachdem unser Motto für diese Reise „von Kristiansand nach Kristiansund“ hieß, war das nun der nördlichste Punkt unserer Reise und wir verlassen die Küste landeinwärts in südlicher Richtung. Bei Krifast durchfahren wir einen sechs Kilometer langen Tunnel, der unter dem Wasser des Freifjord durchführt - Neptun steh` uns bei - wofür 85 Kronen Maut kassiert wurden. 

Die Einfahrten zum Unterwassertunnel haben 9 % Gefälle. 

Bis Sunndalsöra führte die 70. immer am Wasser entlang um dann endgültig in das Fjellgebiet im Landesinneren zu wechseln. Kurz vor Oppdal kamen wir über eine Passhöhe, die im Winter ein großes Skigebiet ist. Schneebedeckte Berge und tiefe Schluchten prägten hier das Landschaftsbild. 

Um 17.30 Uhr steuerten wir den Camping „Smegarden“, acht Kilometer nach Oppdal an. Der tagsüber immer wieder einsetzende Nieselregen hat aufgehört und die Abendsonne bescheint die friedliche Camperidylle auf der grünen Wiese. Wir haben eben einen Rundgang über den Platz gemacht und dabei festgestellt, das ein Hundeverein, der jede Menge Collies dabei hatte, hier eine Zwischenstation eingelegt hatte. 

Was wir vermissen, ist eine zünftige Mittsommernachtsfeier, aber der freundliche Platzverwalter klärt uns auf, dass im Gegensatz zu Schweden die Mittsommernacht in Norwegen keine große Bedeutung hat und allenfalls an der Küste große Feuer abgebrannt werden. 

Na ja, packen wir den Schnaps wieder ein, wenn es keinen Grund zum Feiern gibt und lesen noch eine Stunde bis zum Zapfenstreich.

Sonntag 23. Juni. Heute lugt schon die Morgensonne durch die Gardinen, als wir um halb neun munter werden. Das Frühstück wurde auf einer gemütlichen Sitzgruppe neben dem Malibu serviert und gegen 10 Uhr waren wir schon auf der E 6. 

Nach ein paar Kilometer kamen wir an ein Landgasthaus mit einem „Steincenter“. Das heißt, der Wirt verkauft im Nebenerwerb Mineralien in verschiednen Arten, groß und klein vom Amethyst bis zum Rosenquarz. Wir haben uns als Andenken für 30 Kronen einen norwegischen National-Stein „Thulitt“ gekauft. 

Bei der Hjerkinn Fjellstue verlassen wir die „Nordkap-Rennstrecke“ und wechseln auf die „29“ bis Folldal. Dann geht es auf der „27“ fast einhundert Kilometer über eine menschenleere Hochfläche, in deren endlosen Weite das grau/weiße Islandmoos dominierte, welches den Charakter dieser Landschaft prägt. Ein riesiges Wandergebiet für das man wegen der Moorflächen Gummistiefel bräuchte. Dazwischen wieder einzelne Hütten und Schafe und im Winter ist dies wahrscheinlich ein Eldorado für Skilangläufer. In Ringebu trafen wir wieder auf die „Nordkap-Rennstrecke E 6“. Die Gegend war wieder grün mit Wäldern und Wiesen, dazwischen rote Gehöfte und Seen soweit das Auge reicht. Unsere Aufmerksamkeit gehört nun Lillehammer, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1994. Wir fuhren auf der gut ausgebauten Straße hinauf zur Sprungschanze oberhalb der Stadt. Man konnte sich gut vorstellen, was hier vor acht Jahren los war, als die Olympische Flamme brannte. 

Als wir zurückfuhren, hätte uns noch die Stabkirche interessiert, doch sie war vor Menschen und Omnibussen fast nicht zu sehen und so verzichteten wir auf einen Besuch. 

Nach weiteren 58 Kilometer erreichten wir unseren angepeilten Übernachtungsplatz bei der Stadt Hamar. Es kostete etwas Zeit und Nerven, bis wir den Campingplatz am Ufer eines großen Sees gefunden haben, da die Beschilderung sehr mangelhaft war. Aber es gibt nichts was sich nicht finden lässt, auch wenn es mit einigen Kehrtwendungen verbunden ist und Lothar die Geduld verlässt. 

Nun haben wir uns ein prima Abendessen mit Blick auf den See im Restaurant Malibu genehmigt und jetzt um 21 Uhr werde ich im Sanitärgebäude das Geschirr säubern. Die Camper, die draußen gegrillt haben sind in ihren Behausungen verschwunden und es herrscht absolute Ruhe, so wie sich das gehört.

Montag 24. Juni. Das Wetter hat sich zunehmend gebessert. Am Morgen hatte es noch leicht genieselt, doch als wir um halbelf von Hamar wegfahren, scheint die Sonne. Unsere Route führt über die E 6 an Oslo vorbei bis kurz vor die Landesgrenze zu Schweden. 

Wir fahren von der Hauptstraße ab und suchen in Halden den Campingplatz „Fredriksten“, der auf dem Plateau einer großen Festung liegt. Zuvor hatten wir noch bei „Rema“ eingekauft. Für unser Abendessen nahmen wir gefrorene, panierte Scheiben mit, die aus einer gepressten Fleischmasse bestanden. Dazu gab es Hausmacher Kartoffelsalat und weil es so gut schmeckte, haben wir wieder zuviel gegessen. Also haben wir noch einen Abendspaziergang gemacht und den Festungsberg erklommen. Eine schöne Aussicht auf die Stadt Halden belohnte die Mühe. 

Als weitere Abendunterhaltung dienen uns die umliegenden Camping-Nachbarn. Eine deutsche Womo-Besatzung, die einen drei Zentner Mann dabei hat. Die Norweger gegenüber haben einen putzigen, weißen Pudel, daneben ein Wohnwagengespann, bei dem der Chevrolet-Pickup den Geist aufgegeben hat. 
Sechs Mann wühlen im Motorraum, wurden schwarz wie die Raben und die Karre sprang nicht an. Auch nicht als sie bereits den halben Platz unter Qualm gesetzt hatten. Nun sitzt die ganze Mechaniker- Crew um zwei Gitarristen herum und es klingt nicht einmal schlecht was sie zum Besten geben.

Es ist jetzt 21 Uhr und es wird merklich kühler. Morgen geht es durch Schweden nach Dänemark.

Dienstag 25. Juni. Es ist ein sonniger Tag. Wir sind um 9 Uhr schon reisefertig. Dann suchten wir in Halden nach Tankstellen, da wir noch etliche norwegische Kronen hatten. An zwei Tankstellen konnte nur mit Karte getankt werden und erst an der dritten bekamen wir für 210 Kronen 26 Liter Diesel. Die restlichen 150 Kronen haben wir im Supermarkt Rema gelassen. 

Dann ging es wieder auf die E 6, die vom Nordkap bis Trelleborg führt und waren nach wenigen Kilometern an der schwedischen Grenze. Jetzt mit schwedischen Tempo 110 km/h ging es über Göteborg nach Helsingborg zur Fähre nach Dänemark. Das Mädchen am Ticket-Schalter konnte zwar kein deutsch, aber sie machte uns klar, dass das WM Spiel Deutschland-Südkorea immer noch null zu null steht. Zum Glück konnten wir mit dänischen Kronen bezahlen, allerdings bekamen wir von den 

200 DKK wieder 25 NOK zurück, die wir dann auf der Fähre nach Helsingör in eine Tafel Schokolade und einen Pölser mit Weißbrot und Röstzwiebeln investierten. 
Dann waren wir wieder im Land von Königin Margarete und diesmal durchquerten wir Sjaelland mit der Hauptstadt Kopenhagen, die wir allerdings links liegen ließen und dafür Roskilde ansteuerten. Da wir aber nicht gleich die richtige Karte zur Hand hatten, sind wir erst einmal in Richtung Kalundborg gefahren und mussten wieder ein Stück zurück.

In Roskilde kamen wir an einem riesigen Lager mit zehntausenden von Zelten vorbei, auf dem das bekannte „Roskilder Open Air“ gefeiert wurde. 

Nach einer Tagesetappe von 677 Kilometer erreichten wir Maribo, ca. 20 Kilometer vor dem Fährhafen Rödby, von dem wir morgen wieder nach Deutschland zurückkehren. 

Mittwoch 26 Juni. Kostenlose warme Duschen und frische warme Brötchen, so fing der Morgen gut an. Wir fahren in das Zentrum der Kleinstadt Maribo und schauen uns die geschichtsträchtige Domkirche und die kleinen, romantischen Straßen an. Aber dann heißt es endgültig Abschied nehmen, denn es liegt noch eine lange Strecke vor uns. 

Nach ca. 15 Kilometer kommen wir nach Rödbyhavn, wo die großen Fähren den Verkehr nach Deutschland zur Insel Fehmarn übernehmen. Für die letzten 75 DKK bekam der Malibu noch Diesel, dann fuhren wir zum Terminal und bezahlten per Scheckkarte die Überfahrt. 

Auf Spur 9 warteten wir nur 20 Minuten. Dann ging es an Bord. Pünktlich um 10.45 Uhr legte die „Schleswig-Holstein“ ab. Ein schönes großes Schiff der „Scandlines“, das uns in 45 Minuten nach Puttgarden brachte. Wieder auf deutschen Boden fuhren wir zuerst bis Landeskirchen um dann auf schmaler Straße zu dem Fischerdorf Lemkenhafen zu gelangen. 

Die bekannte „Aalkate“ zog uns magisch an und sie hatte seit unserem letzten Besuch vor vielen Jahren nichts von ihrem Reiz verloren. Urgemütlich mit den Räucherkammern, der gut bestückten Verkauftstheke, den klobigen Tischen und Bänken in dem roten Backsteinbau. 

Zwei Matjesbrötchen, eine Pfeffer- und Knoblauchmakrele, ein Flensburger Pils, ein alkoholfrei in Bügelflasche und einen Aalborg Aquavit war unser Mittagspicknick. Bevor wir uns für zu Hause noch zwei Aale für 19 Euro einpacken ließen befolgen wir noch die Bitte, die auf Plattdeutsch an der Wand stand:
“Wi freut us, wenn si de Dische wedder oproomen dot.“ 

(Wir freuen uns, wenn sie den Tisch wieder aufräumen würden.) 

Dann ging es mit Karacho über die Fehmarnsundbrücke, vorbei an Lübeck mit der Schwartau-Konfitüren Fabrik und Hamburg. Durch die Lüneburgerheide war es noch ein weiter Weg bis Hann-Münden. 

An der Ausfahrt Göttingen-Nord verlassen wir die Autobahn, nachdem der Verkehrsfunk einen acht Kilometer langen Stau gemeldet hat und fahren auf der deutschen Ferienstraße B 3 direkt zu unserem Ziel Hann-Münden. Wir sind angenehm überrascht von dieser mittelalterlichen Stadt und dem gleich daneben liegenden Campingplatz. Es ist schon 18.30 Uhr und so gehen wir gleich bei italienischen Temperaturen auf eine Besichtigungstour, verbunden mit einem Lokalbesuch. Zwei Radeberger Pils, zwei Sherry und zwei Sommersalatteller mit gebratenen Hähnchenbruststreifen waren angemessene, kulinarische Genüsse zum Abschluss unserer Skandinavienreise. 

Morgen am 27. Juni wollen wir zu Hause sein.

Donnerstag 27. Juni. Bei sommerlichen Temperaturen frühstücken wir vor einer Bäckerei auf dem Marktplatz von Hann.-Münden mit sechs Kaisersemmeln. Das ist Service in Deutschland. 

Wenn auch Fjord Norwegen eine einmalig schöne Landschaft hat, mit dem Angebot von deutschen Bäckern kann es nicht mithalten. So konnten wir gut gelaunt unsere letzte Etappe meistern und waren trotz eines Staus bei Bad Hersfeld um 13 Uhr wieder zu Hause.

Wir sind 5096 Kilometer gefahren.
Unser Malibu hat 445 Liter Diesel gebraucht, das sind 8,73 Liter auf 100 km.
Wir haben auf 16 verschiedenen Camping-Plätzen übernachtet und 11 verschiedene Fähren haben uns über das Wasser gebracht.

Wenn ein Clubfreund einen ähnlichen Camping-Urlaub plant, kann er gerne meinen ausführlichen und kompletten Reisebericht anfordern. Eine E-Mail an lothargoehler@nexgo.de genügt. 
Weiter können Sie sich bei der touristischen Beratung des Deutschen NAVC eine individuelle Reiseroute ausarbeiten lassen.
 


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